16. Jahrestagung, 2008 , in Kiel

16. Jahrestagung der AGPD am 14.11.2008 - 15.11.2008, Kiel

Bericht von der 16. Jahrestagung der AG Pädiatrische Dermatologie in der DDG e.V.

14.11.2008 - 15.11.2008, Kiel
Ulrike Blume-Peytavi und Regina Fölster-Holst 

Die AG Pädiatrische Dermatologie in der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft hat unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Regina Fölster-Holst die 16. Jahrestagung vom 14. - 16. November 2008 in Kiel ausgerichtet.

247 Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum (Österreich, Schweiz, Deutschland) und Gäste aus den Niederlanden, Spanien und USA haben sich über den aktuellen Stand zu Diagnostik und Therapie von Hauterkrankungen im Kindesalter ausgetauscht. In Plenarvorträgen, Seminaren und Mittagssymposien wurde ein breitgefächertes Spektrum der Pädiatrischen Dermatologie bearbeitet.

Am ersten Tag gaben hochkarätige Referenten und Spezialisten auf ihrem Fachgebiet hervorragende Überblicke zu ihren jeweiligen Fachthemen in insgesamt 9 verschiedenen Seminaren: Nahrungsmittelunverträglichkeiten, pädiatrische Allergologie, Infektionen der Haut, blasenbildende Hautveränderungen, Hämangiome und Malformationen, Ekzemerkrankungen, nicht-vaskuläre Tumore, UV-Therapie sowie Einsatz von Magistralrezepturen. Es bestand die Möglichkeit, mit den Referenten aktuelle Probleme aus der Praxis direkt zu besprechen.

Zwei weitere Höhepunkte bildeten den Auftakt der Tagung: ein Industrie-gesponsertes Satellitensymposium rund um die kindliche Psoriasis, in welcher Herr Prof. Dr. Ulrich Mrowietz (Kiel) und Herr (Prof.) Dr. David Pariser (Norfolk) das aktuelle Management und Innovationen für die Behandlung der kindlichen Psoriasis erläuterten. Von großer Bedeutung ist für jeden Arzt die Kommunikation mit seinen Patienten. Häufig ist diese durch finanzielle und juristische Aspekte geprägt.

Herr Dr. Schröter (Berlin), Anästhesist am Klinikum Berlin-Marzahn, veranschaulichte in seinem Vortrag „Heilen mit Pfiff - zeitgemäße Arzt-Patienten-Kommunikation” einen interessanten Ansatz zur Bearbeitung dieser Problematik. Der 2. Tag der Tagung war der praktischen Dermatologie und Fallkasuistiken gewidmet. Die verschiedenen Themenkreise wurden aus den unterschiedlichen Blickwinkeln des Pädiaters, des Dermatologen sowie des Grundlagenforschers gemeinsam beleuchtet. So bildeten das atopische Ekzem und die antimikrobiellen Peptide einen wichtigen Schwerpunkt.

Frau Gläser (Kiel) führte in einer hervorragenden Übersicht über antimikrobielle Peptide - von ihrer Entdeckung bis in die praktische Anwendung am Patienten - fesselnd in diese Thematik ein.

In seinem Gastvortrag erläuterte Prof. Dr. Ramon Grimalt aus Barcelona, Past President der European Society for Pediatric Dermatology (ESPD), die physiologischen und pathologischen Aspekte des Haarwachstums beim Neugeborenen. Das physiologische Shedding im Neugeborenenalter kann im Laufe des 1. Lebensjahres mit verschiedenen Mustern (V-pattern, Vertex-pattern etc.) beobachtet werden. Die häufigsten genetischen Aspekte des Haarwachstums im Neugeborenenalter wie Monilethrix, Trichorrhexis nodosa u.a. wurden exzellent dargelegt.

Herr Prof. Dr. Rudolf Happle (Marburg) und Herr Prof. Dr. Jorge Frank (Maastricht) behandelten gemeinsam die Genodermatosen, wobei sich Herr Happle auf die wichtigsten als Mosaike auftretende Genodermatosen und Herr Frank auf die Nicht-Mosaike fokussierte.

Herr Prof. Dr. Henning Hamm stellte die Thematik der Parasitosen vor und besprach unter anderem das Management der Skabies im Kindesalter. Herr Prof. Dr. Ralf Bialek (Kiel) und Frau Prof. Dr. Regina Fölster-Holst (Kiel) berichteten über die Resistenzentwicklung der Kopfläuse gegenüber herkömmlichen Kopflauspräparaten (Pyrethrum, Pyrethroide). Ob die nachgewiesenen Mutationen im Gen des spannungsgesteuerten Natriumkanals von Kopfläusen unmittelbar auf die klinische Situation zu übertragen sind, bleibt weiteren Studien vorbehalten.

Die Veranstaltung wurde durch eine sehr umfassende, gut besuchte Industrieausstellung umrahmt. An der Industrieausstellung nahmen insgesamt 28 verschiedene Firmen teil. Hier fand praxisnaher Informationsaustausch zwischen Teilnehmern und Industriepartnern zu wichtigen Aspekten kinderdermatologischer Lokaltherapie statt. Am Nachmittag wurde die Veranstaltung mit einem nicht minder wichtigen Thema, nämlich der Dermatotherapie im frühen Kindesalter fortgesetzt.

Herr Prof. Dr. Peter Höger (Hamburg) sprach ausführlich über die Bedeutung der Hautbarriere beim Neugeborenen, die Unreife der kindlichen Haut und über die Besonderheiten und Gefahren topischer Therapeutika wie Salizylsäure und Kortikosteroiden. Unter Berücksichtigung der erhöhten Resorption durch die Neugeborenenhaut mit möglichen schwerwiegenden Folgen ist hier große Aufmerksamkeit erforderlich.

Zur Frage der Basishautpflege beim Neugeborenen hielt Frau Prof. Dr. Ulrike Blume-Peytavi (Berlin) einen Übersichtsvortrag, bei dem sie auch die Studienergebnisse zweier eigener randomisierter klinischer Studien vorstellte. Es konnte gezeigt werden, dass ein regelmäßiges 2x wöchentliches Bade- und Pflegeregime die Hautbarriere verbessert.

Den Abschluss der Tagung bildete der didaktisch ausgewogene Vortrag von Herrn Prof. Dr. Heiko Traupe (Münster) zu Diagnostik und Lokalbehandlung der Ichthyosen im Kindesalter. Basierend auf den Ergebnissen des NIRK-Netzwerkes sind wir heute in Deutschland in der Lage, die Ichthyosen verlässlich zu diagnostizieren und interdisziplinär zu betreuen. Wichtigste Optionen in der topischen Therapie sind die intensive Lokaltherapie mit abschuppenden und pflegenden Maßnahmen. Dabei sollten die Patienten unbedingt auch bei der Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen unterstützt werden.

In ihrem Schlusswort dankte die Tagungsleiterin Frau Prof. Fölster-Holst allen Referenten und Teilnehmern für die interessanten und anregenden Diskussionen. Hervorgehoben wurden die brillianten Präsentationen der Dia-Kliniken aus zahlreichen Haut- und Kinderkliniken für ihren bunten Strauß an dermatologischen Fällen. Diese Dia-Kliniken haben erneut gezeigt, wie wichtig eine sorgfältige Aufarbeitung der klinischen Diagnosen und die interdisziplinäre Betreuung unserer kleinen Patienten ist, um optimale therapeutische Konzepte entwickeln zu können.