Erfahrungsbericht - Hospitationsstipendium 2017

Erfahrungsbericht über die Hospitation im

Fachbereich für Pädiatrische Dermatologie und Allergologie des
Kinder- und Jugendkrankenhauses AUF DER BULT, Hannover,

bei Herrn Priv.-Doz. Dr. med. H. Ott

16.01.2017 - 10.03.2017

Durch das Stipendium der AG Pädiatrische Dermatologie hatte ich die Möglichkeit, 6 Wochen im Fachbereich für Pädiatrische Dermatologie und Allergologie des Kinder- und Jugendkrankenhauses AUF DER BULT unter der Leitung von Herrn Priv.-Doz. Dr. med. H. Ott zu hospitieren.

Die Auswahl der Hospitationseinrichtung hatte ich anhand von drei Kriterien getroffen:

  1. Das Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT ist ein reines Kinderkrankenhaus und der Leiter des Fachbereiches für Pädiatrische Dermatologie und Allergologie, Herr Priv.-Doz. Dr. med. H. Ott, ist sowohl Haut- als auch Kinderarzt. Als Dermatologin war es mir besonders wichtig, von den Erfahrungen und dem Wissen pädiatrischer Kollegen profitieren zu dürfen.

  2. Der o. g. Fachbereich für Pädiatrische Dermatologie und Allergologie widmet sich nicht nur der Therapie kindlicher Hauterkrankungen, sondern auch einer umfangreichen allergologischen Diagnostik pädiatrischer Patienten. So werden bei entsprechender Indikation regelmäßig stationäre Nahrungsmittel- und Medikamentenprovokationstestungen bei Kindern und Jugendlichen durchgeführt.

  3. Das Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT verfügt zudem über ein interdisziplinäres Epidermolysis-bullosa-Zentrum, in dem innerhalb der letzten zwei Jahre zahlreiche Säuglinge, Kinder und Jugendliche mit dieser seltenen Genodermatose behandelt worden sind.

Sowohl der Bewerbungsvorgang als auch die Kommunikation mit Herrn Priv.-Doz. Dr. med. H. Ott gestalteten sich komplikationslos. Auch die Vorbereitungen auf die Hospitation verliefen unproblematisch. Etwaige Formalien waren rasch erledigt und ich konnte mich vom ersten Hospitationstag an gut in den klinischen Alltag des o. g. Fachbereiches integrieren.

Ich nahm an täglichen Visiten der stationären Patienten auf pädiatrischen, kinderchirurgischen sowie neonatologischen Stationen teil und erlebte hier unter anderem die interdisziplinäre Behandlung von komplizierten Patienten. Ferner konnte ich den tagesklinischen Ablauf der Abteilung erleben und begleitete zudem ambulante Sprechstunden und Konsiliartätigkeiten. Außerdem nahm ich an regelmäßigen pädiatrischen Fortbildungen und Journal Clubs teil.

Während meiner Hospitation habe ich zahlreiche Säuglinge, Kinder und Jugendliche mit dem gesamten Spektrum dermatologischer und allergologischer Erkrankungen gesehen.
Ich nahm beispielsweise an der Betreuung von Patienten mit schwerem Eczema infantum teil und hatte die Gelegenheit, deren Eltern über Pathogenese, Therapie und Prognose dieser Hauterkrankung aufzuklären. Desweiteren sah ich zahlreiche Patienten mit therapieresistentem atopischem Ekzem oder Psoriasis vulgaris. Hier konnte ich intensiv Einblicke hinsichtlich der Einleitung und Fortführung von Systemtherapien für diese Indikationen gewinnen.
Zudem hatte ich die Gelegenheit, mehrfach an Beratungsgesprächen mit Eltern von Säuglingen mit komplizierten infantilen Hämangiomen teilzunehmen und die Einleitung von Systemtherapien mit Propranolol zu begleiten.
Im Rahmen der ambulanten Sprechstunden sah ich neben klassischen, in jedem Alter vorkommenden, dermatologischen Erkrankungen wie z. B. Vitiligo, Lichen sclerosus et atrophicans oder Alopecia areata auch vorwiegend im Kindesalter auftretende Dermatosen wie z. B. das Eczema coxsacium oder die Purpura Schönlein-Hennoch.
Außerdem konnte ich Patienten mit unterschiedlichen Formen der Epidermolysis bullosa hereditaria und syndromalen sowie nicht-syndromalen Ichthyosen mitbetreuen.
Im Rahmen der interdisziplinären Sprechstunden konnte ich Erfahrungen bei Patienten mit unterschiedlichen vaskulären Malformationen sammeln. Zudem konnte ich auch bei Lasertherapien von Naevi flamei anwesend sein.
Zusätzlich konnte ich eine kindgerechte Diagnostik von Nahrungsmittel- und Medikamentenallergien kennenlernen sowie die Therapie von Kindern und Jugendlichen mit chronisch-spontaner Urticaria, als auch die Therapie und Elternberatung bei kutaner Mastozytose verfolgen.
Ein weiterer Aspekt des kinderdermatologischen Erkrankungsspektrums war der Bereich der kutanen Tumore, hier konnte ich zahlreiche Tumoren des Kindesalters sehen, unter anderem Mastozytome, Xanthogranulome, Pilomatrikome, multizentrische Myofibrome und idiopatische faziale aseptische Granulome (IFAG).

Zudem nahm ich an der Betreuung von Patienten mit seltenen Krankheitsbildern wie sehr großen kongenitalen Naevi, Ehlers-Danlos-Syndrom und toxischer epidermaler Nekrolyse (TEN) teil. Auch den Umgang mit jungen Patienten mit Dermatitis artefacta sowie die Beratung ihrer Eltern konnte ich im Rahmen meiner Hospitation erleben.

Komplexe Patienten wurden stets in einem interdisziplinären Team aus u. a. Pädiatern, Neonatologen, Kinderchirurgen, Kinderradiologen und Kinderdermatologen, Physiotherapeuten und Ernährungsberaterinnen besprochen.

Der klinische Alltag war sehr lernintensiv und ich empfand ihn als enorm spannend. Ich erlernte im Allgemeinen den Umgang mit kinderdermatologischen Patienten und deren Eltern, nahm intensiv Einblicke in wichtige kinderdermatologische Therapieschemata und dermatologische, kindgerechte Individual- und Magistralrezepturen. Durch eine umfangreiche Literaturrecherche zum Thema Sirolimus-Therapie bei lymphatischen Malformationen konnte ich zur Erstellung einer hausinternen Therapieleitlinie aktiv beitragen. Zu aktuellen klinischen Themen erhielt ich stets Literatur zum Selbststudium. Zudem wurden interessante klinische Fälle anhand von Fotodokumentation im Team besprochen. Ich wurde sowohl fachlich als auch kollegial in jeder Hinsicht unterstützt und gefördert.

Des Weiteren, begann ich während der Hospitationszeit eine umfangreicheLiteraturrecherche für ein bereits vor dem Hospitationsantritt geplantes systematisches Review zum Thema des Lichen sclerosus et atroficans im Kindesalter, das zurzeit noch in Bearbeitung ist, aber zeitnah publikationsreif sein wird.

Rückblickend, hatte ich eine lehrreiche, intensive und sehr produktive Zeit in einem sehr netten und kompetenten Team. Ich konnte in vollem Maße Medizin auf hohem Niveau genießen.

Mit Erhalt des Hospitationsstipendiums habe ich eine einzigartige Gelegenheit bekommen,mich mit dem sehr wichtigen Bereich der Kinderdermatologie und -Allergologie befassen zu dürfen. Ich habe von dieser Gelegenheit fachlich und menschlich sehr profitiert.

Daher kann ich das Hospitationsstipendium der AG Pädiatrische Dermatologie und im Besonderen den Fachbereich für Kinderdermatologie und Allergologie des Kinder- und Jugendkrankenhauses AUF DER BULT jederzeit und vorbehaltlos jeder/jedem pädiatrischen oder dermatologischen Kollegin bzw. Kollegen weiterempfehlen, die die faszinierende Welt der Kinderdermatologie für sich entdecken möchten.

Dr. med. Galina Balakirski

Assistenzärztin in der Hautklinik des Universitätsklinikums der RWTH Aachen

- März 2017 -

 

 

Erfahrungsberichte